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1. Geschichte des Mittelalters - S. 69

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 13. Die römische Kirche. Bomfacius. Die Klöster. 69 des Bodens und zur weiteren Ausbreitung des Christentums; sie nahmen sich der Armen und Kranken an, gaben dem Wanderer gastliche Herberge, widmeten sich dem Jugendunterricht, bewahrten die Reste der Litteratur des Altertums und bildeten neue Pflanzstätten für die Wissenschaften. Das Klosterwesen hatte seinen Ursprung in Ägypten, wo es sich in den ersten christlichen Jahrhunderten aus dem Streben entwickelte, fern von dem Geräusche der Welt in Bußübungen Gott zu dienen. Das Klima des Landes, sowie der von alters her dem Leben abgewandte Sinn der Ägypter begünstigten ein solches Streben, und die Christenverfolgungen seit dem Ende des 3. Jahrhunderts gaben demselben weitere Verbreitung. Die Weltflüchtigen wurden Anachoreten, Monachi (Einsiedler) genannt. Der Stifter des Mönchswesens ist der Ägypter Antonius, der von Jugend auf die Einsamkeit und die Beschäftigung mit religiösen Dingen liebte. Die Bibelworte: „Verkaufe alles, was Du hast, und gieb es den Armen", veranlaßten ihn, daß er sein väterliches Erbe unter die Armen verteilte und sich im Jahre 285 als Einsiedler in die Wüste zurückzog. Zur Zeit der großen Christen- verfolgung (311) kehrte er nach Alexandrien zurück, um die Christen zur Standhaftigkeit im Glauben zu ermutigen, dann aber suchte er die Einsamkeit von neuem auf. Bald wurde feine Hütte die Wallfahrtsstätte für solche, die Trost und Hilfe suchten, und er gelangte allmählich in den Ruf eines Heiligen. Seiner Anregung folgten andere, die sich in seiner Nähe ansiedelten. Er stellte eine Verbindung zwischen den Einsiedlern her, nahm sie unter seine Aufsicht und machte ihnen außer den Andachtsübungen auch Handarbeiten zur Pflicht, um sie vor Müßiggang zu bewahren. Im Jahre 356 starb er in dem hohen Alter von 105 Jahren. Sein Schüler Pachomius (t 348) hatte viele Einsiedler in gemeinschaftlichen Wohnungen (claustra) unter einem Vorsteher oder Vater (abbas, Abt) vereinigt und eine bestimmte Regel für das Zusammenleben eingeführt, in welcher Einsamkeit, Ehelosigkeit, Fasten, Beten und Handarbeit, sowie Gehorsam gegen die Vorsteher die Hauptforderungen bildeten. Das erste Kloster war auf der Nilinsel Tabennä und umfaßte bei seinem Tode 1300 Mitglieder in 8 Häusern. Frauen folgten dem Beispiel der Männer und gründeten Nonnenklöster. Bald gab es nicht bloß in Einöden sondern auch in volkreichen Städten Klöster. Von Ägypten verbreitete sich das Klosterwesen nach dem Abendlande. Hier artete es während der Völkerwanderung aus, erhielt aber dann durch Benedikt von Nursia in Umbrien

2. Geschichte des Mittelalters - S. 113

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 20, 2. Heinrich Iii. 113 Mittelmeer bis zur Eider und umfaßte drei Königreiche: Italien, Burgund und Ungarn, sieben deutsche Herzogtümer: Schwaben, Bayern, Franken, Sachsen, Ober- und Niederlothringen, Kärnten, und zwei slawische Herzogtümer: Polen und Böhmen mit Mähren. Heinrich suchte dem Fehdegeist der Zeit nach Kräften zu steuern und Friede und Recht im Reiche aufrecht zu erhalten. Als Schirmherr der Kirche strebte er eine innere Läuterung derselben an, war für eine Verbesserung der Zucht unter Geistlichen und Laien bemüht und setzte nur würdige Bischöse ein, ohne Geld oder Geschenke von ihnen anzunehmen. Er selbst war demütig und fromm und ging mit dem besten Beispiel voran. Ost ließ er sich von seinem Beichtvater blutig geißeln und setzte die Krone nie- aufs Haupt, ohne zuvor gebeichtet und Buße gethan zu haben. Er wurde in seiner Thätigkeit von dem Kloster Cluny in Burgund unterstützt, wo ein strenger, frommer Sinn unter den Mönchen herrschte. Von dort aus war 1032 der „Gott es friede" angeregt worden, und viele hundert Klöster in Burgund und Frankreich schlossen sich den Bestrebungen Clunys an. Die Bestimmungen darüber lauteten: „Von Mittwoch Abend an bis zum Sonnenausgang des folgenden Montags soll niemand dem andern etwas gewaltsam nehmen, noch einen andern wegen einer That zur Rechenschaft ziehen, noch eine Bürgschaft einfordern. Wer diesem Beschlusse zuwider handelt, soll Buße zahlen oder aus der christlichen Gemeinschaft ausgestoßen werden." Dieser Gottesfriede drang in alle Lande, selbst über das Meer nach England. 1043 berief Heinrich eine Reichs Versammlung nach Konstanz, schlichtete die vorhandenen Streitigkeiten und gebot, daß fortan Friede im Reiche walten solle. Im Jahre 1046 eilte Heinrich nach Rom, um dem in der Kirche damals herrschenden Unfug ein Ende zu machen. Seit 1033 schaltete daselbst Papst Benedikt Ix., welcher Kirchenstellen für Geld verkaufte und wegen seines sittenlosen Lebens zuletzt verjagt wurde. Allein Benedikt that seinen Nachfolger in den Bann und verkaufte die päpstliche Würde an einen edlen Priester, Gregor Vi., ohne diese Würde selbst niederzulegen. So regierten gleichzeitig drei Päpste. Darüber entstand Ausruhr und Verwirrung; keine Ordnung blieb, kein Gesetz wurde gehandhabt. Heinrich berief deshalb die Bischöfe nach Sutri, 10 Stunden nördlich von Rom, setzte die drei Päpste ab uni) ließ die alte Satzung Ottos I. erneuern, daß ohne Genehmigung des Kaisers eine Papstwahl nicht gültig sei. Daraus ernannte er zu Rom den deutschen Bischof Suidger von Bamberg als Klemens 11. Cassians Weltgeschichte. Ii. 5. Aufl. t>. Ph. Beck. 8

3. Geschichte des Mittelalters - S. 207

1888 - Wiesbaden : Kunze
32. Die Frauen des dritten Zeitraums. 207 empfangen, darauf legte sie vor dem Altare ihre prächtigen Kleider ab, ließ sich die Locken abschneiden und nahm mit dem Schleier das grobe Franziskanerkleid an. Ihrem Beispiele folgte die eigene Mutter und Schwester. Das Leben der Nonnen hatte in den Augen der Welt etwas Würdevolles, Anziehendes und Reizendes; man betrachtete sie als gottgeweihte Jungfrauen, als Bräute Christi, und nach diesem Gesichtspunkte wurden selbst Vergehen unter ihnen behandelt und bestraft. In ihren Beschäftigungen beschränkten sich die Nonnen nicht bloß auf Gebete, fromme Betrachtungen und den Gottesdienst, sondern sie gaben sich auch mit den gewöhnlichen Haus- und Handarbeiten, mit der Kranken- und Armenpflege, mit dem Unterricht der weiblichen Jugend, mit Musik und Dichtkunst ab. 2. Die Betschwestern. Einen Mittelstand zwischen dem weltlichen und klösterlichen Leben bildeten die Betschwestern (Beguinen). Ein Priester in Lüttich hatte sein ansehnliches Vermögen dazu bestimmt, ehrbare Jungfrauen und Witwen durch eine eigentümliche Stiftung zu einem gottgefälligen Leben zu vereinigen und vor den Verführungen der Welt zu sichern. In seinem Garten vor der Stadt Lüttich erbaute er eine Kirche und um dieselbe eine Menge abgesonderter Häuschen, welche er Frauen ohne Unterschied des Standes und Vermögens einräumte. Sie waren Nonnen und versprachen Gehorsam für die Zeit ihres Aufenthaltes im Beguinenhof, wo sie einzeln oder auch zu vier beisammen, doch mit gesonderter Haushaltung wohnten. Sie behielten dabei die Verfügung über ihr Eigentum und das Recht, den Hof zu verlassen und sich zu verheiraten. Diese Beguinenhöse bildeten sich im Lause des 13. Jahrhunderts in den meisten Städten Belgiens und der Nachbarländer. Wenden wir uns einzelnen Frauen zu, welche durch ihre Weiblichkeit, Frömmigkeit und Wohlthätigkeit sich großen Ruf erworben haben, so sind besonders zwei hervorzuheben: Die heilige Elisabeth und die heilige Hedwig. 3. Elisabeth von Thüringen, die Tochter des Königs Andreas Ii. von Ungarn, war als vierjähriges Kind 1211 an den Hof des Landgrafen Hermann von Thüringen auf die Wartburg gekommen, für dessen Sohn Ludwig sie von ihrer Geburt an als Gemahlin bestimmt war. Sie war schon als Kind sehr mildthätig und wurde später ihres tapfern, frommen Gatten durchaus würdig. Die innigste, reinste Liebe beglückte das edle Paar, und Elisabeth begleitete ihren Gemahl aus allen seinen Reisen. Nächst der Armenpflege beschäftigte sie sich vorzüglich mit den Kranken und scheute sich nicht, selbst den Aussätzigen,

4. Geschichte des Mittelalters - S. 218

1888 - Wiesbaden : Kunze
218 Vierte Periode des Mittelalters. von Böhmen, der allein eine ausreichende Macht zu dieser Würde zu haben glaubte und daher selbst auf die Krone gehofft hatte, war der Wahl fern geblieben und spottete jetzt über den armen Grafen, der Herr und Haupt der deutschen Fürsten sein solle. Rudolf war, als er in seinem 55. Jahre auf den Thron erhoben wurde, eine stattliche Erscheinung. Der kleine, dünnbehaarte Kopf wurde durch eine hohe Stirn und lebhafte Augen geziert, aus dem blassen Gesichte trat eine große Adlernase hervor, die starke Unterlippe kennzeichnet noch heute die Habsburger. Er war gerade in einer Fehde mit dem Bischof von Basel begriffen, dessen Bürger einige von seinen Leuten erschlagen hatten, und lag mit seinem Kriegsvolke vor der Stadt; da weckte ihn einst in der Nacht sein Schwager Friedrich von Zollern und teilte ihm das Ergebnis der Wahl mit. Als der Bischof von Basel die un- erwartete Kunde vernahm, rief er bestürzt aus: „Lieber Herr Gott, setze dich fest auf deinen Thron, sonst holt dich der auch herunter!" Die Belagerung von Basel wurde aufgehoben, die Stadt öffnete dem Kaiser die Thore und schenkte ihm 9000 Mark Silber als Beitrag zu den Krönungskosten. Rudolf begab sich hierauf mit einem großen Gefolge nach Aachen, wo ihn der Erzbischof von Köln krönte. Bei dieser feierlichen Handlung bekundete er aufs neue seinen frommen Sinn. Als Rudolf nach der Krönung den Fürsten die Belehnung mit dem Zepter erteilen sollte und dasselbe fehlte, nahm er das Kruzifix vom Altar, küßte es und sprach: „Dies Zeichen, in welchem die ganze Welt erlöst wurde, kann wohl ein kaiserliches Zepter vertreten!" Die Fürsten küßten das Kreuz und empfingen mit demselben die Belehnung. Festlichkeiten aller Art verherrlichten die Krönung, und Kurfürsten verrichteten die Ehrendienste. Zum erstenmale wurde ein mit Wildpret gefüllter Ochse für das Volk gebraten; 2000 Mark Silber empfing die Volksmenge, und 5 Tage währte das Turnier. Nach der Krönung schrieb Rudolf an den Papst. Er sagte der Kirche seinen Schutz zu und versprach, sich der Eingriffe in die Angelegenheiten Unteritaliens zu enthalten, worauf ihn der Papst als rechtmäßigen König anerkannte und Alfons von Kastilien zur Verzichtleistung auf den deutschen Thron bewog. Von einem Römerzug sah deshalb Rudolf ab, er begnügte sich mit der Huldigung der Lombarden und richtete seine ganze Kraft auf die Ordnung und Besserung der Verhältnisse in Deutschland. Als er auf feinem Königsritt durch das Land von Bürgern und Bauern allerorten Klagen über Willkür und Wegelagerei, welche Adlige trieben, vernehmen mußte, gab er strenge

5. Geschichte des Mittelalters - S. 174

1888 - Wiesbaden : Kunze
174 Dritte Periode des Mittelalters. Wittelsbach die Acht aus, und dieser fand bald darnach einen ae-malt amen Otto zog jetzt mit stattlicher Heeresrnacht nach ^tal,°n » « Fnnoeenz Iii. dl- Kaiserkrone empfing, atä er abn b« «aifettechte über den Kirchenstaat geltend machte und llntmtalicn Besetzte, um den jungen Hohenstaufen zur Huldigung zu zwingen, trat chm der Papst entgegen und sprach den Bann über ihn aus. Otto vermählte sich jetzt mit Beatrix, der Tochter des ermordeten Königs Philipp, um die Hohenstaufen zu versöhnen. Diese starb aber wenige Wochen nach der Vermählung, vermutlich au Gift as ihr etne italienische Nebenbuhlerin Beigebracht hatte. Nun sandte der Papst Ben jungen Friedrich von Hohenstaufen als Thronbewerber nach Deutschland, nachdem derselb- einen Kreuzzug gelobt und das Versprechen gegeben hatte, daß er das neapolitanische Reich fernem «einen Sohne Heinrich als päpstliches Lehen überlassen und me mit dem Reiche verbinden wolle. Die Anhänger der Hohenstaufen traten auf bte Seite des Papstes und unterstützten dessen Plan. Utos Ansehen schwand vollends, nachdem er als Verbündeter Englands gegen Frankreich, auf dessen Seite Friedrich stand, die Schlacht bei Bonn,nes In der Nahe von Lille 1214 verloren hatte und nach dem Rhein fliehen mußte. Aachen und Köln, feine letzten Stütz-punkte, gingen an Friedrich über, und dieser wurde 1215 in Aachen als König gekrönt. Otto Iv. zog sich auf ferne Harzburg zurück, wo er drei ^ahre nach Friedrichs Krönung (1218) starb. 5 Friedrich Ii. 1215—1250. Friedrich Ii. war ein reich begabter, fein gebildeter Fürst und verband mit einem schönen Äußeren eine ritterliche Gesinnung und seltene Menschenkenntnis. Im Süden erzogen, war er frühzeitig mit dem Morgenlande und' der mohammedanischen Welt in Berührung gekommen; dadurch aber gelangte er zu einer religiösen Stellung, die rhn der Kirche ebenso innerlich entfremdete, wie seine langwierigen Kampfe mtt den Päpsten äußerlich. Mit seinem Erzieher Innocenz Iii. und dem milden Hon onus Iii. lebte er noch in gutem Einvernehmen, als aber der hochbetagte, unbeugsame Greaor Ix den päpstlichen Stuhl bestieg, war es mit dem Frieden zwischen Papst und Kaiser wieder zu Ende. Nach seiner Krönung war Friedrich zunächst in Deutschland mit der Schlichtung des Parteistreits beschäftigt. Als ihm dieses gelungen war und sein neunjähriger Sohn Heinrich, den er aus Italien hatte kommen lassen, von den deutschen Fürsten zu seinem Nachfolger gewählt

6. Geschichte des Mittelalters - S. 309

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 43. Frauen des vierten Zeitraums. 309 und nachdächten, wie Ihr der mutwilligen Gewalt Euch entledigen könntet. Ohne Zweifel würde Euch Gott nicht verlassen und die Unbilligkeit dämmen helfen, wertn wir ihn von Herzen anrufen!" 5. Als Albrecht I. ermordet war (§. 35, 2), nahmen seine Gemahlin Elisabeth, eine Tochter des Herzogs Meinhard von Kärnten, und ihre Tochter Agnes, die bereits damals verwitwete Königin von Ungarn war, wegen des Kaisers Tod blutige Rache. Rudolf von Wart, welcher keine Hand an den Kaiser gelegt hatte, aber bei dem Morde zugegen gewesen war, fiel den Häschern der Kaiserin in die Hände und wurde zum Tode verurteilt. Man band den Unglücklichen an den Schweif eines Pferdes, schleifte ihn zu der Stelle hin, wo der Mord geschehen war, und räderte ihn lebendig. Rudolf von Wart schmachtete drei Tage und drei Nächte auf dem Rade, während seine treue Frau, eine geborne von Palm, ohne Unterlaß für die Seele ihres Gatten betete und ihm in feiner Todespein durch Wort und That Mut und Trost einflößte. Sie begab sich nach dem Tode Rudolfs in das Frauenkloster nach Basel, wo sie bald nachher starb. Der Blutdurst der beiden Königinnen ging so weit, daß sie, da man sich der Mörder selbst nicht bemächtigen konnte, mit Verleugnung jedes weiblichen Gefühls die unschuldigen Verwandten, Freunde, Diener und Unterthanen derselben mit unmenschlicher Grausamkeit verfolgten, ihre Güter einzogen und von dem Erlöse derselben an der Stelle des Mordes das Kloster Königs-seiden stifteten, in welchem Agnes mit dem Scheine der Heiligkeit lebte. Damals sagte ihr ein frommer Einsiedler, namens Bert-hold Strobel: „Gnädige Frau, es ist ein schlechter Gottesdienst, wenn man unschuldig Blut vergießt und aus dem Raube Klöster stiftet; Gott hat mehr Gefallen an Gütigkeit und Erbarmen." 6. Unter Ludwigs des Bayers Regierung zieht eine Frau unsere Aufmerksamkeit auf sich, deren Name keinen guten Klang hat, Margareta Maultafch. Margareta Maultasch war die Tochter des Herzogs Heinrich von Kärnten und im Jahre 1316 geboren. Ob sie ihren seltsamen Beinamen von dem Schlosse Maultasch in Tirol erhielt oder von ihrem mißgestalteten Mund, ist ungewiß. Ein Zeitgenosse schildert sie als sittenlos, herrschsüchtig, wild, unruhig und feurig. Sie heiratete zuerst den Sohn des böhmischen Königs Heinrich und lebte mit ihrem Gemahle, der jünger als Margareta und ein schwacher, träger und schläfriger Herr war, höchst unglücklich, sodaß sie mit Hilfe des Kaisers Ludwig des Bayern (Z. 36,2),

7. Geschichte des Mittelalters - S. 260

1888 - Wiesbaden : Kunze
260 Vierte Periode des Mittelalters. ihres Bruders Ferdinand mit Ludwigs Schwester Anna. Seitdem hieß es: „Du glückliches Östreich heirate, laß andere kriegen." Als Papst Julius Ii. 1511 erkrankte, trug sich Maximilian mit dem Gedanken, die höchste geistliche und weltliche Macht in seiner Person zu vereinigen. Allein die italienischen Kardinäle fürchteten mit Recht die Verwirklichung eines solchen Planes und wählten 1513 den Mediceer Leo X. zum Papste. Kurze Zeit vor seinem Tode sah Maximilian zwei seiner Lieblingspläne scheitern: die Erwählung seines Enkels Karl zum römischen König und den allgemeinen Krieg gegen die Türken. Der erstere scheiterte an dem Widersprüche der Kurfürsten, welche die gewaltige Macht des Habsburgischen Hauses nicht mit Unrecht fürchteten, der geplante Türkenkrieg an der Abneigung der Reichsfürsten gegen jeden auswärtigen Krieg. Mißmutig verließ Maximilian den Reichstag, der 1518 in Augsburg abgehalten worden war. Auf dem Lechfelde sah er sich noch einmal um und sprach in tiefer Rührung: „Nun gesegne dich Gott, du liebes Augsburg mit deinen frommen Bürgern, wir werden dich nicht mehr sehen!" Als er nach Innsbruck kam, fühlte er fein Ende nahen. Er ließ sich das heilige Abendmahl reichen, legte sein Totenhemd an und erwartete so den Tod. Seine Freunde und Angehörigen umstanden weinend das Sterbelager. Er aber sprach: Was weinet ihr, daß ihr einen sterblichen Menschen sterben seht?" So verschied er 1519. Mit Macht begann in den letzten Jahren seiner Regierung aus allen Gebieten des Lebens ein neuer Geist sich zu regen. Maximilian empfand und verstand das Wehen dieses Geistes der Neuzeit nicht mehr: in den Anschauungen des Mittelalters festgewurzelt, starb er als „der letzte Ritter". §. 39. Die aujjeciseutj'rfien Staaten (Europas. 1. Frankreich. Die letzten Kapetinger bis 1328. Ludwigs Ix. (§. 28,1) Sohn Philipp Iii. (1270—1285) erwarb die Grafschaft Toulouse. Dessen Sohn und Nachfolger Philipp Iv. der Schöne (1285—1314) war ein kluger, kühner und gewalttätiger Fürst, der kein Mittel zur Ausführung feiner Pläne verschmähte. Ihm gelang es, die Staatseinheit im Innern zu befestigen und Frankreichs Einfluß nach außen durch Ländererwerbungen und einen siegreichen Kampf mit dem Papsttum zu vermehren. Seine Gemahlin Johanna brachte ihm das Königreich Navarra nebst der Grafschaft Champagne und Brie

8. Geschichte des Mittelalters - S. 6

1888 - Wiesbaden : Kunze
6 Aus der deutschen Vorzeit. alten Germanen für ehrenvoll, und darin wurden auch die Knaben von Jugend auf geübt. Es gab für die Jünglinge kein größeres Fest, als wenn sie zuerst mit dem Vater die reißenden Tiere des Waldes erjagen oder das heiße Getümmel der Schlacht an seiner Seite kennen lernen durften. Der Sohn lernte vom Vater den Gebrauch der Waffen hochachten und die Beschäftigung des Friedens geringschätzen. Darum blieben auch die Männer, wenn Krieg und Jagd ruhten, müßig und stöhnten ihrer Eß- und Trinklust oder schliefen, indem sie die Bebauung des Ackers und die Hut der Herden den Knechten und Sklaven, die Sorge für Haus und Hof den Frauen überließen. Sie hielten es für unwürdig, den Acker zu bauen und durch Schweiß und Arbeit den Lebensunterhalt zu erwerben, wenn man ihn auf anderem Wege, durch Kamps und Blut, gewinnen könne Daher standen Ackerbau und Viehzucht aus niedriger Stufe; der Handel war auf den Eintausch fremder Gegenstände, wie Waffen, Schmucksachen, Metalle, Wein gegen Tierfelle, Vieh, Bernstein u. a. beschränkt. Gewerbe wurden nicht getrieben, und Handwerker kannte man nicht: Hausgeräte und Kleidung stellten die Hausgenossen selbst her. Waffen. Die freien Germanen trugen als äußeres Abzeichen ihrer Freiheit stets den Schmuck der Waffen; die Knechte wurden dieser Auszeichnung nicht für würdig erachtet. Die Waffen waren in der ältestenßeit aus Stein, später aus Metall. Die Hauptwaffen waren: der Speer, mit kurzer Eisenspitze zu Stoß und Wurf, der aus Holz gefertigte und mit einer Tierhaut überzogene Schild, zum Schutze gegen Wurf und Hieb, sowie ein langes, gerades Schwert; dazu kamen Bogen und Pfeile. Einzelne Völkerschaften trugen Streitäxte. Helm und Panzer wurden nur von wenigen getragen; das Haupt war entweder frei, oder es war mit der Schädelhaut eines Stieres bedeckt, welcher man Ohren und Hörner belassen hatte. Tierbilder nahmen die Stelle der Fahnen ein. Die germanischen Frauen standen allenthalben in hohen Ehren. Man glaubte, es wohne ihnen etwas Heiliges inne, und sie könnten mit prophetischem Blicke die Zukunft enthüllen. Die Ehre und Unschuld der Frauen war den Männern stets heilig; niemand lächelte über das Laster. Die Ehe wurde von dem Manne selten vor dem 30., von der Jungfrau selten vor dem 20. Lebensjahre eingegangen. Die Tochter erhielt keine Mitgift; der Bräutigam mußte vielmehr die Braut den Eltern förmlich abkaufen und ihr auch ein aufgezäumtes Roß, einen Schild und einen Speer schenken. Diese Gabe hatte bei den

9. Geschichte des Mittelalters - S. 89

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 16. Die Frauen. 89 und der Kaiser als das weltliche. Die Kaiserin betrachtete man als die erste Frau in der abendländischen Christenheit, und in diesem Sinne nennen die damaligen Dichter die Jungfrau Maria, die Mutter Jesu, die Kaiserin des Himmels. Die Kaiserin hatte einen bestimmten Anteil an den Regierungsgeschäften; sie hatte ihre Erzbeamten wie der Kaiser. Ihr Erzpriester und Kaplan war der Abt von Kempten, ihr Erzkanzler der Fürstabt von Fulda, welcher bei der Krönung der Kaiserin die Krone vom Haupte hob, um dieselbe in seine Verwahrung zu nehmen. Die Kaiserin genoß große Vorrechte: ihr kam das Recht zu, Panisbriefe*) auszustellen, sowie die erste Bitte an die weiblichen Stifter und Klöster zu richten und weibliche Orden zu stiften. Liutgart starb 802 kinderlos. Nochmals wurde eine Vermählung Karls mit der griechischen Kaiserin Irene beabsichtigt, allein sie kam nicht zustande. Karl hielt seine Töchter zur Thätigkeit an (§. 15); sie mußten spinnen und weben und seine Kleider fertigen. So zärtlich er auch gegen seine Kinder war, so mochte ihre Ausbildung doch dadurch leiden, daß die Töchter den Vater aus allen Reisen, Jagden und Kriegszügen begleiteten. Später ermangelten sie der strengen Zucht und Sittlichkeit, weshalb sie auch nach Karls Tod den Hof Ludwigs des Frommen verlassen mußten. Selig sei die Stadt genannt, Wo ich Emma wieder fand. Es giebt noch mehrere Sagen von Karls Familie, z. B. von seinen Großeltern mütterlicherseits, von Flur und Blancheflur (Rose und Lilie), ferner von seiner verstoßenen Schwester Bertha, welche Uhland in seinen Balladen „Klein Roland" und „Roland Schildträger" benutzt hat. — Die Sage berichtet auch, daß, als die schöne Fastrade gestorben war, der Kaiser sich nicht von ihr trennen konnte, sondern sic Tag und Nacht bei sich behalten habe. Das sah der Bischof von Köln; es jammerte ihn, und er rief Gott um Hilfe an. Da vernahm er am Altar eine Stimme, die ihm zurief: „Die Ursache dieser seltsamen Liebe des Kaisers liegt unter der Zunge der verstorbenen Frau." Der Bischof begab sich zur Leiche, öffnete den Mund derselben und fand hier einen kleinen Ring mit einem Edelstein, den er herausnahm. Der Kaiser war geheilt, ließ die Leiche bestatten und zeigte seitdem große Zuneigung zu dem Bischof, von dem er sich nicht trennen mochte. Dieser warf zuletzt den Ring in die Quelle von Aachen; seitdem fühlte sich Karl gleichsam an jene Stätte gebannt, erbaute daselbst einen Polast und beschloß in demselben auch sein Leben. *) Unter einem Panisbrief oder Brotbrief verstand man die schriftliche Empfehlung einer Person an ein Stift oder Kloster, dieselbe auf eine bestimmte Zeit oder lebenslänglich zu versorgen.

10. Geschichte des Mittelalters - S. 104

1888 - Wiesbaden : Kunze
104 Zweite Periode des Mittelalters. h-ilig-s römisches Reich deutscher Siat.on, und der Name „deutsch" diente jetzt als Gesamtname der germanischen Stämme Lange Bett blreb eine dreifache Krönung: in Aachen (später in Franks fürt), m Mailand und Rom üblich. Die Verbindung Italiens mit Deutschland war aber keine glückliche; sie diente zwar zur Hebung des .Handels zwischen beiden Ländern, zur Förderung der Kunst und Wissenschaft in Deutschland; aber sie entzog Deutschland die beste Kraft sie forderte Ströme Blutes, hemmte die Lösung der nationalen Aufgaben und führte zur Zersplitterung des deutschen Reiches und seiner Kaisermacht. Kaum hatte Otto Rom verlassen, um Berengars Burgen in - ailand zu erobern, als der unselige Streit zwischen der päpstlichen und kaiserlichen Macht schon feinen Anfang nahm. Um den Kirchenstaat von der kaiserlichen Oberherrschaft zu befreien, verband sich der Papst mit Berengar gegen Otto. Dieser zog 963 abermals nach Rom und berief ein Konzil, welches Johann Xii. abfetzte und Viii‘ 3um Papst wählte. Darnach ließ er die Römer schwören „nie ohne sein und seiner Nachfolger Willen und Wissen einen t'apst zu wählen oder zu weihen." Berengar mußte sich nach kurzer Zeit ergeben und starb als Gefangener zu Bamberg im Kloster. ^m '\5ahre 966 mußte Otto einen dritten Zug nach Italien unternehmen, der ihn sechs Jahre von Deutschland fern hielt. Der Papst war nämlich von der gegnerischen Partei der römischen Großen verdrängt worden. Otto hielt strenges Strafgericht und setzte ihn wieder ein. Dann ließ er feinen ältesten Sohn Otto, der schon als siebenjähriger Knabe (961) in Aachen zum deutschen König gekrönt worden war, in Rom mit der Kaiserkrone schmücken. 972 vermählte sich derselbe mit der griechischen Kaisertochter Theophano (§. 23, 3), welcher das unter oströmischer Herrschaft stehende Unteritalien als Erbe zugesprochen wurde; damit war die Aussicht auf Ausdehnung der deutschen Herrschaft Über ganz Italien gegeben. Nach Deutschland zurückgekehrt, hielt er feinen letzten Reichstag in Quedlinburg, wo er sich des Ruhmes freuen konnte, Deutschland zum mächtigsten Lande der Christenheit erhoben zu haben. Er starb im 61. Lebensjahre wie sein 33citet, zu Memleben und liegt im Dom zu Magdeburg begraben. Von seinen Zeitgenossen hat Witukind (§. 22), Mönch zu Korvey in Westfalen, seine Thaten beschrieben und Roswitha (§. 23, 4), eine Nonne zu Gandersheim im Braunschweigischen, ihn in einem lateinischen Lobgedichte gefeiert.
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